Diese Seite soll in erster Linie zum Nachdenken anregen, daher habe ich ein paar Gedanken zum Thema Begründungen für eine Handaufzucht aufgeschrieben.
Denn wenn man Züchter die NUR HZ machen fragt warum sie keine Naturbruten zulassen bekommt man meist die gleichen Antworten wie: „meine Vögel sind mit der Aufzucht überfordert!“ Aber warum wird dann trotzdem jedes Jahr nachgezogen?
Meist kommt dann das Argument des „Arterhalt durch Zucht“ (!?)
Punkt dabei ist jedoch, dass die meisten von uns gehaltenen Vogelarten, die dann an Privat verkauft werden, so zahlreich vertreten sind, dass einzelne Paare, die mit der Aufzucht wirklich überfordert sind, zum arterhalt nicht notwendig sind, da der Bestand gesichert ist.
Dieser Einwand zählt nur bei Arten die kaum in Gefangenschaft gehalten werden, wie z.B. den Spix-Ara, den Lear-Ara, den Hyazinthara, den Erzlori oder den Palmkakadu, um einige wirklich seltene Arten zu nennen.
Bei diesen Arten, bei denen wirklich jedes Paar wegen der genetischcen Vielfalt zählt, kann ich verstehen, wenn auch über Jahrzehnte hinweg die Eier entnommen werden um eine Zerstörung zu vermeiden. Wobei diese Arten im Normalfall auch nur von absoluten Experten aufgezogen und dann innerhalb der Artenschutzprojekte, von Züchter zu Züchter verkauft werden, und nicht in Privathände als Wohnzimmervogel.
Zweiter Punkt ist die Tatsache, dass HZ, die nicht die notwendige Sozialisierung erhalten haben selbst auch nicht zur Jungtieraufzucht geeignet sind, da sie arttypisches Verhalten oft zugunsten der „Schmuseeigenschaften“ verloren haben.
Oft hört man auch das Argument: „wenn ich den Bruttrieb unterdrücke könnten sie anfangen zu Rupfen!“
Fakt ist jedoch, ein Paar, dass an seinem Gelege keine Interesse zeigt, und oft nur durch Vitamin E Gaben und künstlich Reize in Brutstimmung gekommen ist, wird nicht anfangen zu Rupfen wenn man den Kasten entfernt.
Ich persönlich lege zwar auch Eier in den Inkubator, wenn ich kein Paar habe, dem ich sie unterschieben kann, und schon welche zerstört wurden und ersetze sie durch Plastikeier. Krz vor dem Schlupf tausche ich jedoch wieder ein Plastikei gegen ein befruchtetes Ei aus.
Sprich auch meine Vögel bekommen mehrere Chance, besonders wenn das Paar noch jung ist, oder zum ersten Mal ein Gelege hat. Klappt es jedoch auch nach mehreren Versuchen nicht, entferne ich die Nistkästen. Angefangen zu Rupfen hat deswegen noch kein Vogel.
Andererseits muss ich aber auch sagen, dass auch Handaufzuchten fähig sein können ein normales Brutgeschäft durchzuführen. Allerdings ist die Vorraussetzung hierfür die schon mehrfach erwähnte Sozialisierung im Jungvogelalter, bzw langwierige Arbeit mit dem erwachsenen Vogel, der oft erst lernen muss, dass er ein Papagei ist.
Dass es jedoch ohne weiteres möglich ist, beweist einerseits eines meiner Nymphenpaare, von dem ich die Henne ab der 2. Woche von Hand aufziehen musste, sowie die vielen Handaufzuchten, die jedes Jahr von Dr. Matthias Reinschmitt im Loro Parque aufgezogen werden, was dieses Zitat belegt:
"In der Obhut seiner Eltern wächst derzeit ein junger Palmkakadu heran. Es handelt sich um die erste Elternaufzucht dieser Art im Loro Parque seit vielen Jahren. Bemerkenswert dabei ist, dass beide Altvögel einst von Hand aufgezogen worden sind. Das Männchen ist 12 Jahre alt, das Weibchen wurde unter der Obhut des Kurators im Jahre 2004 in der Handaufzucht groß.Fast fünf Jahre später bedankt sich das Weibchen auf die denkbar schönste Art und Weise, indem sie ihr Junges selbst großzieht. [...]Dieser Zuchterfolg ist erneut ein Beweis dafür, dass fachgerecht von Hand aufgezogene Papageien durchaus in der Lage sind, ohne fremde Hilfe Jungtiere großzuziehen."
Es kann aber leider gar nicht oft genug gesagt werden, dass solch normales verhalten bei Handaufzuchten leider immernoch die Ausnahme ist, da viele Züchter leider immernoch mehr Wert auf teure zahme Vögel als auf sozial gefestigte gesunde Vögel, die dafür mehr Arbeit machen legen.
Wobei dies in meinen Augen jedoch solche sind, bei denen kein verantwortungsbewusster Vogelliebhaber einen Papagei kaufen sollte.
